Systematisierung konzeptioneller Ansätze zur Prävention von Kinderübergewicht in Lebenswelten (SkAP)
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Beschreibung

  • Ziel des Forschungsvorhabens „Systematisierung konzeptioneller Ansätze zur Prävention von Kinderübergewicht in Lebenswelten (SkAP) ist es, eine Übersicht von Präventionsansätzen mit dem Schwerpunkt Übergewichtsprävention in Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen (0 bis 18 Jahre) zu erstellen sowie Lücken, Bedarfe und Handlungsnotwendigkeiten zu identifizieren und die Ergebnisse für die verschiedenen Settings entlang der Präventionskette bereitzustellen. Das Gesamtvorhaben wird von einer Arbeitsgruppe, bestehend aus einem Verbund von 8 Hochschulpartnern, umgesetzt. Die Arbeitsgruppe teilt sich in zwei Kerngruppen. Jedes Mitglied der Kerngruppe bearbeitet eine der Lebenswelten Familie, Kita, Schule und Kommune, sodass jede Lebenswelt durch ein Tandem (ein Mitglied Kerngruppe 1 und ein Mitglied Kerngruppe 2) abgedeckt wird. Die jeweiligen Leitungen am Standort (Tabelle 1) werden durch wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen unterstützt. Die Teilvorhaben werden nach einem mit der Gesamtgruppe abgestimmten einheitlichen Vorgehen bearbeitet. Das gesamte Forschungsvorhaben gliedert sich im Wesentlichen in drei methodische Arbeitsphasen: (1) Kriterienkatalog für die Beschreibung konzeptioneller Ansätze zur universellen Prävention von Kinderübergewicht: - Systematische Zusammenstellung von Kriterienkatalogen zur universellen Prävention (Schwerpunkt: Übergewicht) im Kindes- und Jugendalter in den unterschiedlichen Lebenswelten und Identifikation von generischen und lebensweltspezifischen Beschreibungskriterien. - Erstellung eines gemeinsamen einheitlichen Kriterienkatalogs zur Beschreibung von Interventionen[1] zur Übergewichtsprävention in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen. - Validierung des Kriterienkatalogs durch Experten/-innen. (2) Systematisierung von Interventionen zur universellen Prävention (Schwerpunkt: Übergewicht) im Kindes- und Jugendalter: - Kriteriengeleitete Identifikation von Interventionen im Rahmen der festgelegten Lebenswelten anhand dieses Kriterienkatalogs. - Beschreibung von Interventionen im Rahmen der festgelegten Lebenswelten anhand des Kriterienkatalogs. (3) Synthese, Bewertung sowie Präsentation der Ergebnisse: - Analyse von konzeptionellen Ansätzen der universellen Prävention (Schwerpunkt Übergewicht) im Kindes- und Jugendalter. - Identifizierung von Stärken und Entwicklungsfeldern konzeptioneller Ansätze. - Ableitung von Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Entwicklungsfelder

Verbund/Partnerorganisation

  • Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS Köln)

Ergebniszusammenfassung

  • Ziel des Projektes war es, eine Übersicht zu konzeptionellen Ansätze in der Prävention von Kinder- und Jugendübergewicht in Deutschland zu erstellen sowie Lücken und Handlungsfelder in diesem Bereich zu identifizieren und darzulegen. Hierzu wurde im ersten Schritt ein sehr umfassender Kriterienkatalog entwickelt, um Interventionen der Übergewichtsprävention bei Kindern und Jugendlichen (0-18 Jahre) systematisch charakterisieren zu können und hieraus konzeptionelle Ansätze abzuleiten. In einem zweiten Schritt wurden mithilfe einer kriterienbasierten Recherchestrategie deutsche Interventionen in Datenbanken und mit einer Online-Befragung identifiziert. Die Recherche (Datenbankrecherchen, Online-Befragung) zu Interventionen aus den Jahren 2009-2015 in den Lebenswelten Familie, Schule und Kommune erbrachte 347 Interventionen. Von ihnen wurden 141 in die weitere Auswertung einbezogen. Die anschließende Analyse der erfassten Daten erbrachte interpretierbare Ergebnis se. Clusteranalytisch sind Typen konzeptioneller Ansätze bestimmt worden. Sie reichen von einem singulär fokussierten bis hin einem komplex koordinierten Ansatz. Durch einen Abgleich mit relevanten Variablen des Kriterienkatalogs sind generische und lebensweltspezifische Lücken bzw. Handlungsfelder bestimmt worden. Die verfügbaren Informationen zu den Interventionen reichen aber häufig nicht aus, um sie näher zu charakterisieren. Theoretische Konzeptionen werden auch oft nur summarisch-plakativ erwähnt. Zudem werden häufig nur Haupt-, aber keine Teilziele formuliert. Es fehlt dann ein differenziertes Zielsystem. Es mangelt zudem vielfach an Angaben zur Wirksamkeit. Es wurden zudem selten Hinweise gefunden, dass die Projekte in eine übergeordnete Strategie eingebettet sind. Überwiegend scheint es sich also um Einzelinterventionen zu handeln. Gender- und Diversitätsaspekte wurden in die Auswertung einbezogen: Lediglich in 27,4 % der Interventionen wurden Gender-Mainstreaming-Aspekte explizit berücksichtigt. Lebenswelt Familie: Die Ergebnisse zeigen ein heterogenes Angebotsspektrum, das insbesondere durch offene Beratungsangebote, Frühe Hilfen, Vorsorgeleistungen (im Kontext der Familienwerdung) sowie Hebammenangebote gekennzeichnet ist. Es fehlen aber vielfach schriftliche Dokumentationen der Interventionen. Es fehlt auch ein gemeinsames Verständnis von den Inhalten und wie diese vergleichbar dokumentiert werden sollen. Die Lebenswelt Familie bietet einen frühen Ansatzpunkt primärpräventiver Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht (z. B. pränatal). Viele der Interventionen verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der mehrere Determinanten des Übergewichts (z. B. psychische Gesundheit, Lebenskompetenzen, Bewegung, Ernährung) kombiniert. Zur theoretischen Fundierung der Interventionen (z. B. Bindungstheorie) werden zwar Hinweise gegeben, jedoch nicht weiter ausgeführt. Es fehlt vielfach auch ein strukturiertes Zielsystem für die Interventionen. Die Netzwerke Frühe Hilfen bieten ein großes Potenzial, das stärker zur Entwicklung einer lebensweltübergreifenden Gesamtstrategie genutzt werden kann. Lebenswelt KiTa: Die Auswertung basiert auf einer qualitativen Analyse von 92 eingeschlossenen Interventionen. Die Analysen verweisen auf einen bunten Teppich koexistierender, unkoordinierter Maßnahmen von verschiedener Nutzungshäufigkeit, Wiederholungs- bzw. Umsetzungsdauer (für aufeinander folgende Kindergenerationen) und Implementationstiefe. Viele Programmbeschreibungen sind unvollständig, wesentliche Merkmale des Vorgehens der Interventionen sind intransparent, sodass die Durchführungsqualität und damit die erwartbare Wirksamkeit nicht einzuschätzen sind. Vielfältige strukturnahe Prozesskriterien konnten identifiziert werden Es fehlen aber übergreifende, fachlich gesteuerte Förderprogramme zur systematischen Verankerung der Bedingungen geeigneter Programme in den Einrichtungen. Es fehlt somit eine Instanz oder eine Liste geeigneter Informationen, die Träger und Fachkräfte befähigen, zueinander passende und aufeinander aufbauende Interventionen auszuwählen. Lebenswelt Schule:. Nur 5 % aller Schulinterventionen haben eine verhältnispräventive Ausrichtung. Weitere 48 % lassen sich als Mischansätze charakterisieren, jedoch überwiegt auch hier in der Hälfte der Fälle ein auf das individuelle Verhalten fokussiertes Vorgehen. Weiterhin berücksichtigen lediglich 15 % bis 25 % der Interventionen geschlechts- und diversitätsbezogene Aspekte (Inklusion) oder Chancen, die die Ganztagsschulentwicklung (z. B. Gestaltung der Mittagsversorgung) bietet. Schließlich kann festgestellt werden, dass Interventionen nicht ausreichend an Transitionsphasen, d. h. wichtigen Übergängen im Lebensverlauf von Kindern und Jugendlichen ausgerichtet sind. Lebenswelt Kommune: Die kontinuierliche Passung mit lokalen Rahmenbedingungen, die als ein zentraler Erfolgsfaktor gilt, wird lediglich b ei einem Drittel der Interventionen umgesetzt. Die Interventionen sind vorwiegend offen konzipiert und werden niederschwellig und gendersensibel gestaltet, sind aber bezüglich der Übergewichtsprävention häufig unspezifisch und werden oft nicht mit der dafür erforderlichen fachlichen Expertise durchgeführt. In mehr als der Hälfte der Interventionen finden sich generelle Hinweise auf Partizipation der Adressaten in die Planung und Umsetzung. Bei rund der Hälfte der betrachteten Maßnahmen kann zudem von adressatengerechten Zugangswegen ausgegangen werden. In der Tendenz sind längere Laufzeiten erkennbar, wenn die Interventionen lebensweltübergreifend sind und einen programmatischen Charakter haben. Da die Interventionen überwiegend verhaltensbezogen sind, fehlt es an adressatenspezifischer Verhältnisprävention. Als Schlussfolgerungen werden die folgenden Handlungsempfehlungen zur Verbesserung von Transparenz, Koordination und Wirkungssicherung aller konzeptionellen Ansätze formuliert. Sie beziehen sich auf: Erkenntnisse/Forschung: (1) Lücken in der wissensch aftlichen Evidenz schließen; (2) Nutzerorientierte Systematisierung der Interventionen zur Übergewichtsprävention aufbauen; (3) Transdisziplinäre Vernetzung und Steuerung fördern. Entwicklung: (1) Clearing- und Beratungsstellen einrichten; (2) Planer/-innen und Entwickler/-innen qualifizieren; (3) Evidenzbasierte Planungsverfahren einführen; (4) Interventions-Bibliothek einrichten; (5) Interventions-Baukasten zur Verfügung stellen: vom Einzelprojekt zur Gesamtstrategie; (6) Lebensweltübergreifende Ansätze ausbauen; (7) Ausgewählte Struktur- und Prozessmerkmale gezielt fördern; (8) Leitgedanken der universellen Prävention verankern; (9) Kinder und Jugendliche beteiligen. 10 Qualität: (1) Planungsqualität finanziell und strategisch fördern; (2) Einheitliche Projektsteckbriefe von der Antragstellung bis zur Datenban k etablieren; (3) Voraussetzungen für Verstetigung schaffen. Angebotslage: (1) Transparenz und Qualität bestehen der Präventionsangebote verbessern; (2) Versorgungsanalyse vornehmen. Bezogen auf die einzelnen Lebenswelten gibt es die folgenden Handlungsempfehlungen: Familie: (1) Familie ganzheitlich betrachten; (2) Adressatenspezifische Zugangswege und Angebotsformen ausbauen; (3) Selektive Prävention ausbauen; (4) Väter in den Blick nehmen; (5) Transitionskompetenz stärken; (6) Gesundheitsziele rund um die Geburt erweitern; (7) Flächendeckende eigenständige Versorgung sicherstellen; (8) Vernetzte Versorgung ausbauen. KiTa: Die generischen Handlungsempfehlungen „Clearing und Beratungsstellen“, „Interventions-Bibliothek, „“Interventions-Baukasten“ und „V ersorgungsanalyse“ spielen für den Bereich Kita eine zentrale Rolle und können gegebenenfalls differenziert werden. Schule: (1) Niederschwelligen Informationsaustausch zur universellen Prävention schaffen; (2) Prävention in Schulentwicklung integrieren. Kommune: Übertragbare kommunale Gesamtstrategie entwickeln, das bedeutet im Einzelnen: (1) Prävention in kommunale Policy-Programme integrieren; (2) Strukturbildung und Kapazitätsentwicklung fördern; (3) Integrierte kommunale Sozial- und Gesundheitsberichterstattung konsequenter aufbauen; (4) Kommunale [Grün-]Flächenplanung miteinbeziehen; (5) Prävention in die Gemeinwesenarbeit sowie in die Kinder- und Jugendhilfe integrieren; (6) Ausbau und Nutzung einer „Community-Campus-Partnership“; (7) Ländliche Regionen fördern.
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