Adrenalinschock. Hilft Stress gegen Stress?
- 11.11.2016
- Stress ist eine Aktivierung körperlicher aber auch geistiger Art, die uns befähigt, kritische Situationen zu meistern. Wenn ein Mensch oder Tier in einer lebensbedrohlichen Situation ist, weil sich ein natürlicher Feind nähert, schüttet der Körper Stresshormone aus – etwa Adrenalin und Cortisol. Diese befähigen ihn, blitzschnell zu agieren und dabei mehr Kraft aufzuwenden als unter normalen Umständen möglich wäre, um wegzulaufen oder zu kämpfen. In unserem beruflichen oder sozialen Alltag haben wir diese Art von Stress, wenn eine Situation sich so schwierig darstellt, dass unsere Möglichkeiten sie zu bewältigen gegebenenfalls nicht ausreichen. Die Durchflutung des Körpers mit Stresshormonen hilft bei der akut anstehenden Aufgabe tatsächlich, dass wir auf unsere Ressourcen zurückgreifen können. Nun tritt diese hormonelle Veränderung des „Stresses“ nicht ausschließlich in lebensbedrohlichen oder dem ähnlichen Situationen auf. Das Kriterium bestimmter Hormonfreisetzung im Sinne einer körperlichen und geistigen Anregung erfüllen auch Situationen, die als belebend und leistungssteigernd empfunden werden: In diesem Fall spricht man von positivem Stress, sogenanntem Eustress. Wenn Stress nun aber gehäuft auftritt und somit durch immer wiederkehrende hormonelle Ausnahmezustände eine ungünstige Stoffwechsellage erzeugt, fühlt man sich unwohl, eben gestresst und ist somit weniger leistungsfähig (negativer Stress – sogenannter Distress). Glukocorticoide (Stresshormone) und LDL (schlechtes Cholesterin) im Blut sowie stoffwechselaktives Bauchfett können bei Gestressten gegenüber Nichtgestressten nachgewiesenermaßen vermehrt festgestellt werden. Dieser psycho-physischen Schieflage lässt sich durch sportliche Aktivitäten gezielt beikommen. Insbesondere Sportarten mit einer entsprechenden Ausdauerkomponente, also eine andauernde Bewegung, in deren Verlauf dem Körper durch die Atmung genügend Sauerstoff zur Verfügung gestellt werden kann, vermag dies zu leisten. Regelmäßiges Ausdauertraining fördert die Ökonomisierung der Herzfunktion, indem das Herzschlagvolumen sowohl bei festgelegter Belastung als auch in Ruhe zunimmt und die Herzfrequenz entsprechend abnimmt. Der Blutdruck sinkt, Blutfettwerte verbessern sich, Stresshormone sinken nachweislich, die Insulinempfindlichkeit erhöht sich und die Glukosetoleranz nimmt zu. Dadurch lassen sich auch Diabetes Typ II sowie die Gefahr eines Herzinfarktes wirksam verringern oder sogar verhindern. Zudem wird der Schlaf erholsamer. Am besten eignen sich Joggen/Walken, Rad fahren, Schwimmen, Skaten, Skilanglauf und Rudern mit moderater Intensität, wie zum Beispiel Laufen mit einer Herzfrequenz von 110 bis 140 Schlägen pro Minute. Dies ist der Fall, wenn man sich noch unterhalten kann beziehungsweise die Belastung subjektiv als „etwas anstrengend“ empfunden wird: in Abgrenzung nach unten zu „sehr leicht“ und nach oben zu „anstrengend“. Dreimal 30 Minuten Training pro Woche reichen bereits aus, um positive Effekte zu erzielen – anfangs kann auch mit einer Belastungsdauer von 10 Minuten begonnen werden.