Geteilt, geshared, geliked. Wie lassen sich Fakes im Netz erkennen?
- 11.11.2016
- „Fake“ bedeutet Täuschung, Schwindel, Imitation. Im Zusammenhang mit dem Internet handelt es sich also um gefälschte Nachrichten, die in Umlauf gebracht wurden. Besonders geeignet dafür sind sicherlich Digitalbilder, die mit einem geeigneten Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop, beliebig manipuliert werden können. Dass das so gut funktioniert, liegt einfach daran, dass die Bilddatei aus vielen Pixeln besteht, die einzeln angefasst und verändert werden können. Auf diese Weise zeigt die Zeitschrift ,Frau im Spiegel‘ Prinzessin Stefanie von Monaco mit einem süßen Baby im Arm, und zwar zwei Wochen vor der Geburt. Das ist natürlich ein harmloses Beispiel, aber manipulierte Bilder mit politischem Hintergrund können durchaus Volkes Seele zum Kochen bringen und den Lauf der Geschichte beeinflussen. Lassen sich solche Fälschungen per Software erkennen? Viele schon, denn in dem Digitalbild stecken neben den Pixeln auch sogenannte Metainformationen, zum Beispiel wann und wo und mit welcher Kamera das Bild aufgenommen wurde. Und wenn nachträglich mit einer Software das Bild verändert wird, so hinterlässt diese Schwindelsoftware auch einen Stempel ihrer Arbeit und verrät sich selbst. Hilfreich ist auch die Reverse Google Search, wo man ein Bild hochladen kann und Google präsentiert alle Fundstellen mit ähnlichen Bildern. Inzwischen gibt es sogar Portale, wie etwa izitru, die ein gegebenes Digitalbild auf Echtheit überprüfen. Schwieriger wird die Angelegenheit, wenn wir nicht nur die Texte und Bilder fälschen, sondern auch den Nutzer erfinden, von dem die Texte stammen. Beispielsweise hat das Seitensprungportal Ashley Morgan zugegeben, für die Dialoge mit den eingeloggten Usern sogenannte Software-Bots verwendet zu haben. Das sind Programme, die sich als Frauen ausgeben und mit den Männern banale Dialoge führen, um sie zu überreden, kostenpflichtigen Zusatzleistungen zu nutzen. Auch die Produktbewertungen bei Amazon sind mit Vorsicht zu genießen, da sie eventuell von Nutzern stammen, die vom Hersteller dafür bezahlt werden, ihre Produkte schönzureden. Und die vielen Likes, die ein Filmstar von Facebook-Nutzern bekommen hat, können auch gefälscht sein, weil die Nutzer bereits gefälscht waren. Das heißt, per Software hat ein Bösewicht Zigtausende von virtuellen Usern angelegt, die dann auf sein Kommando im Netz ausschwärmen. Facebook arbeitet mit Hochdruck daran, solche Manipulationen zu entdecken und zu unterbinden. Auf diese Weise hat kürzlich Justin Bieber über Nacht drei Millionen Fans verloren. Es sieht also fast so aus, als wenn sich Lug und Trug im Internet ausbreiten. Aber um etwas zu faken, früher sagte man „jemandem einen Bären aufbinden“, braucht man keine Computer. Konrad Kujau fälschte handschriftlich die Hitler-Tagebücher, und der ,Stern‘ ist drauf reingefallen. Wolfgang Beltracchi hat als verschollen eingestufte Bilder berühmter Maler rekonstruiert und renommierte Kunstexperten haben es nicht bemerkt. Und ich kann mich erinnern, dass die ,Neue Osnabrücker Zeitung‘ vor Jahren einen Artikel veröffentlichte, auf dem Marktplatz stehe ein riesiger Berg mit überschüssigem Streusalz zur freien Verfügung. Dutzende Leser kamen mit Eimer und Schaufel. Aber es handelte sich schlichtweg um einen Aprilscherz.