Ewiges Leben. Kann die Forschung das Altern besiegen?
- 11.11.2016
- Altern bedeutet Kraftverlust, Verlangsamung, Verfall; oft genug Krankheit. Der Mensch hat daher seit jeher danach gestrebt, dem Altern, oder zumindest seinen Begleiterscheinungen, so lange wie möglich zu entgehen. Das Altern betrifft alle Organismen: Mäuse werden bis zu drei, Hunde vielleicht 18, Menschen manchmal gut 100 Jahre alt. Woran liegt das? Das Altern hat mit Nutzung, Reparatur und Verschleiß zu tun. Organismen wie wir bestehen aus Zellen, die bis zu acht Jahre leben und dann sterben. Nach jeweils acht Jahren hat sich also ein Körper vollständig erneuert – solange die Zellen gesund bleiben. Allein Nervenzellen und die Zellen der Keimbahn, also Spermien und Eizellen, bilden eine Ausnahme. Nervenzellen erneuern sich nahezu nicht und altern entsprechend, während Zellen der Keimbahn besonders geschützt werden und der einzige Teil sind, der von uns in Form unserer Kinder nach unserem Tod bestehen bleibt. Zwei zentrale Faktoren bestimmen das Schicksal von Zellen und damit auch das Altern. 1. Die Erbsubstanz der Zellen, DNA genannt, wird im Zellkern gelagert und entspricht einer Bauanleitung für Eiweiße (Proteine). Leider kann die DNA durch Umwelteinflüsse wie das UV-Licht beschädigt werden. Die Zellen können zwar solche Schäden reparieren, jedoch nicht immer hundertprozentig. Die so entstehenden Fehler in der Erbsubstanz nennen wir Mutationen. Dabei können Eiweiße (Proteine) entstehen, die Zellen zu sehr starker Vermehrung anregen – Krebs ist die Folge. Je verlässlicher daher die Reparatur der DNA, desto länger leben wir. 2. Neben dem Zellkern enthalten auch die Kraftwerke der Zellen, Mitochondrien genannt, ihre eigene DNA. Mitochondrien waren nämlich ursprünglich Bakterien, die sich vor langer Zeit mit anderen Zellen vereinigten, woraus dann im Laufe der Zeit Zellen wie die in unserem Körper entstanden. Mitochondrien versorgen Zellen mit Energie, indem sie Bestandteile unserer Nahrung in Kohlendioxid umwandeln, ein Prozess namens Verbrennung (wenn auch ohne offenes Feuer). Wie bei der Verfeuerung von Holz wird auch für die im Körper stattfindende Verbrennung Sauerstoff benötigt. Leider erzeugt dieser Prozess geringe Mengen hochreaktiver Nebenprodukte, die sowohl die Erbsubstanz als auch die Mitochondrien beschädigen und so Effektivitätsverluste bewirken. Die einzelne Zelle verliert an Kraft, der Mensch altert. Dieses Altern wird kaum jemals vollständig stoppen können. Aber kann man es verzögern, also möglichst lange gesund bleiben? Weniger essen scheint eine Möglichkeit zu sein, denn in allen systematisch untersuchten Lebewesen führt die sogenannte kalorische Beschränkung der täglichen Nahrungszufuhr zu längerem Leben. Einmal pro Woche 16 Stunden lang gar nichts zu essen, scheint die Selbstheilung von Zellen anzuregen. Gelegentliches Fasten ist also eine gute Idee! Sport, soziale Kontakte, Arbeiten, gutes, ausgeglichenes Essen (zum Beispiel viel Gemüse, Obst, wenig Alkohol oder Zucker, mehr Fisch als Fleisch), aber auch Humor, sind außerdem vorteilhaft. Zwar gibt es Hinweise auf alterungsverzögernde Medikamente, dies aber stets in Kombination mit den zuvor genannten Faktoren. Die Forschung wird das Altern nicht besiegen können, sie kann aber dabei helfen, gesund alt zu werden.