Spritzen, sprayen, schlucken. Doping im Breitensport. Mythos oder Alltag?
- 14.11.2014
- »Doping im Sport« – das ist der Einsatz verbotener Wirkstoffe oder verbotener Methoden, die im Einzelnen in der jährlich aktualisierten Liste der »World Anti Doping Agency« verzeichnet sind. Erlaubt ist hingegen die »Substitution« von Nährstoffen oder energieliefernden Substanzen. Sie werden vom Körper für den Bau- und Energiestoffwechsel benötigt, stehen aber eventuell aufgrund von intensivem oder umfangreichem Training nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Im Gegensatz zum Leistungssport finden im »Breitensport« so gut wie keine Kontrollen statt. Im Breitensport wird das Dopingverhalten seit fast drei Jahrzehnten wissenschaftlich untersucht, zumeist mittels (anonymisierter) Befragungen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass einige Amateursportler Substanzen zu sich nehmen, die im Profisport verboten wären. Belegt ist das unter anderem für Läufer, Radfahrer, Triathleten, Bergsteiger, Fußballer, aber auch für den Pferde- und den Golfsport. Am stärksten verbreitet ist das Doping unter Besuchern von Fitnessstudios und da wiederum in besonderem Maße bei Bodybuildern. Zwischen 10 und 30 Prozent der aktiven Bodybuilder nehmen regelmäßig leistungssteigernde Medikamente zu sich. Am geringsten war die Zahl der dopenden Teilnehmer bei den Hobby-Bergsteigern, von denen knapp vier Prozent verbotene Substanzen aus der Gruppe der Stimulanzien genommen hatten. Beim Marathon in Bonn 2009 gaben etliche Teilnehmer an, vor dem Start Schmerzmittel genommen zu haben. In einer 2011 durchgeführten Studie in Fitnessstudios im Raum Frankfurt gaben 14 Prozent der Frauen und 25 Prozent der Männer an, leistungssteigernde Medikamente zu nehmen. Die Prognose ist eher steigend. Die meist verbreitetsten Dopingmittel sind anabole »androgene Steroide«. Bei ihnen stehen den »erwünschten Wirkungen« wie Zunahme der Muskelmasse, der roten Blutkörperchen und des Hämoglobins, Abnahme des Körperfetts und Knochenstärkung durch Calcium-Einlagerung diverse »Nebenwirkungen« gegenüber, wie Akne, verstärkte Wassereinlagerungen im Körpergewebe, Erhöhung des Blutdrucks, Schäden der Leber, des Herz-Kreislauf-Systems, Störungen des Lipidstoffwechsels und des reproduktiven Systems sowie psychische Störungen. In einem systematischen und langfristigen Trainingsaufbau folgt die organische Anpassung an die gesetzten Belastungsreize in harmonischem Einklang. Das heißt, Herz-Kreislauf-System, Hormonsystem, Muskeln, Knochen, Sehnen, Bänder und Gelenke können sich wechselseitig nach und nach auf die steigenden Aufgaben einstellen. Eingriffe in das hochkomplexe biologische System des menschlichen Organismus im Sinne einer künstlichen Beförderung einzelner Organe verursachen ein Ungleichgewicht im organischen System, das häufig durch die Einnahme weiterer Präparate kompensiert werden soll. Die Nebenwirkungen können sich dabei leicht zu einer medizinisch nicht mehr beherrschbaren Situation aufschaukeln. Ergo, Doping im Breitensport findet statt und ist ein ernst zu nehmendes Problem.