Zwischen den Geschlechtern. Lässt sich sexistisches Verhalten vorhersagen?
- 14.11.2014
- Sexismus wird definiert als eine Einstellung, Verhaltensweise oder kulturelle Praxis, die entweder eine negative Bewertung einer Person aufgrund ihres Geschlechts widerspiegelt oder den ungleichen Status zwischen Frauen und Männern in der Gesellschaft aufrechterhält. Ob sich jemand sexistisch verhält, hängt von individuellen Einstellungen ab (zum Beispiel davon, was ein Mann über Frauen im Allgemeinen denkt), aber auch von sozialen Normen: In einigen Situationen wird sexistisches Verhalten nicht toleriert, in anderen Situationen aber schon. Es ist daher interessant zu fragen, ob sexistisches Verhalten trotz bestehender sozialer Normen, die offen sexistische Verhaltensweisen eher ablehnen, mit Einstellungen vorhergesagt werden kann. Wenn über Sexismus gesprochen wird, müssen mindestens zwei Formen unterschieden werden: hostiler (feindlicher) Sexismus und benevolenter (wohlwollender) Sexismus. Hostiler Sexismus drückt sich in einer negativen Sichtweise und offen diskriminierendem Verhalten gegenüber Frauen aus. Benevolenter Sexismus hingegen beinhaltet die Überzeugung, dass Frauen von Männern beschützt werden sollten. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass Frauen leichte Arbeiten abgenommen werden, wie das Installieren eines Computerprogramms, damit sie sich »als Frau nicht damit herumschlagen müsse«. Benevolente Einstellungen und Verhaltensweisen werden erst dann sexistisch, wenn sie nur für ein Geschlecht gelten und es nicht gewünscht wird, wenn sich eine Frau in gleicher Art und Weise verhält (etwa wenn sie im Restaurant die Rechnung nicht begleichen darf). So wird ein Rollenbild aufrechterhalten, welches Frauen zwar als wunderbar, gleichzeitig aber auch als schwach, inkompetent und schutzbedürftig charakterisiert. In einem aktuellen Forschungsprojekt haben wir zunächst sexistische Einstellungen von Männern erfasst und dann getestet, ob wir mit diesen Einstellungen vorhersagen können, ob sich Männer in unserem Labor hostil und benevolent sexistisch verhalten. Die Ergebnisse zeigen, dass Männer mit benevolent sexistischen Einstellungen sich mit größerer Wahrscheinlichkeit benevolent sexistisch verhielten (zum Beispiel ihrer fiktiven Freundin verbaten, ein potenziell gefährliches Praktikum zu absolvieren), Männer mit hostil sexistischen Einstellungen handelten mit größerer Wahrscheinlichkeit hostil sexistisch, indem sie beispielsweise sexistische Witze erzählten. Man kann allerdings nicht sagen, dass sich ein Mann mit stark benevolent sexistischen Einstellungen auf jeden Fall benevolent sexistisch verhalten wird. Das liegt daran, dass sich Menschen nicht in jedem Kontext gleich verhalten. Benevolentes Verhalten wird weniger am Arbeitsplatz als im privaten Bereich gezeigt. Hostiler Sexismus richtet sich eher an Frauen, die nicht dem klassischen Frauenbild entsprechen, wie Feministinnen und Karrierefrauen. Ob sich jemand sexistisch verhält, hängt also sowohl von den Einstellungen einer Person als auch dem jeweiligen sozialen Kontext ab.