Blaualgen, Fischsterben. Ist der Dümmer noch zu retten?
- 15.11.2013
- Der Dümmer hat zwei Probleme, die dazu führen, dass der Sauerstoffgehalt im Wasser vor allem im Sommer zu niedrig ist, was zu Massenentwicklungen von Blaualgen, Geruchsbelästigungen und Fischsterben führt. Das erste Problem ist natürlich bedingt und besteht darin, dass der Dümmer als zweitgrößter Flachsee in Niedersachsen eine Fläche von 15 Quadratkilometern und eine Tiefe von maximal 1,1 Metern hat. Sein Einzugsgebiet ist dagegen mit fast 350 Quadratkilometern riesig. Dies bedeutet, dass der See nur ein geringes Volumen aufweist, aber eine große Menge an Einträgen verkraften muss. Als Flachsee ist der Dümmer auch extrem anfällig für Wasserstandsänderungen, das heißt er ist ein sehr sensibles Ökosystem. Das zweite Problem des Dümmers ist vom Menschen verursacht: Das Einzugsgebiet gehört zu den am stärksten mit Nährstoffen belasteten Intensiv-Agrarregionen Europas, in der besonders die Viehbesatzdichten extrem hoch sind. Auch die extreme Zunahme des Maisanbaus von 700 Hektar (2006) auf 5300 Hektar (2013) führt zu erhöhten Einträgen an Nährstoffen. Der Eintrag an Phosphor ist in den letzten Jahrzehnten zwar durch den Bau von Kläranlagen und die Umleitung des Bornbaches von 30 Tonnen pro Jahr auf die Hälfte (14,5 Tonnen/Jahr) reduziert worden. Um einen guten ökologischen Zustand des Sees zu erreichen, dürften aber nicht mehr als vier Tonnen pro Jahr eingeleitet werden. Der hohe Nährstoffeintrag führte zu einer Massenentwicklung von Algen und somit zu einer Verschlechterung der Lichtverhältnisse im See. Zudem wird der Wasserstand des Dümmers im Sommer für den Wassersport künstlich aufgestaut. Stauwasser und schlechte Lichtverhältnisse haben zu einem Rückgang der Wasserpflanzen geführt, die Binseninseln verschwanden und auch die Bestände an Schilfröhricht gingen deutlich zurück. Durch den Rückgang der Makrophyten können weniger Nährstoffe gebunden werden, und der Dümmer wird heute vor allem durch massenhaftes Auftreten von Blaualgen (Cyanobakterien) geprägt. Die extremen Nährstoffbelastungen führen dann im Sommer immer wieder zu Sauerstoffmangel, was erhebliche Geruchsbelästigungen und Fischsterben verursachen kann. Wie kann der Dümmer saniert werden? Es gibt eine ganze Reihe von Maßnahmen, die kurzfristig die extremen Belastungen an den touristisch genutzten Uferbereichen reduzieren können. Auch Maßnahmen wie der Bau eines Schilfpolders können als End-of-pipe Lösungen den Eintrag von Nährstoffen in den Dümmer vermindern. Langfristig ist eine Sanierung des Dümmers aber nur möglich, wenn die Fließgewässer, die den Dümmer speisen, renaturiert und die Einträge aus den landwirtschaftlich genutzten Flächen deutlich reduziert werden.