Altlasten. Was ist beim Stresstest deutscher Banken zu erwarten?
- 15.11.2013
- Vor Beginn der einheitlichen Aufsicht der bedeutendsten Kreditinstitute der Euro-Zone durch die EZB im November 2014 findet zurzeit eine umfassende, dreistufige Prüfung dieser Banken statt. Nach Prüfung der wesentlichen Bankrisiken und der Bilanzen soll ein Stresstest durchgeführt werden. Details zum Stresstest sind noch nicht bekannt. Grundsätzlich sollen Stresstests zeigen, ob die Bank auch beim Eintritt »außergewöhnlicher, aber plausibler« Ereignisse überleben kann. Ähnlich wie bei den EU-weiten Stresstests 2010 und 2011 wird der EZB-Stresstest vermutlich als bestanden gelten, wenn auch im Stress-Szenario die sogenannte harte Kernkapitalquote hinreichend hoch bleibt. Ob durch die umfassende Bankenprüfung und insbesondere den Stresstest tatsächlich das Vertrauen der Märkte in die Solidität der Banken erhöht wird, dürfte wesentlich davon abhängen, für wie extrem die Finanzmärkte das Stress-Szenario halten. Selbst wenn die EZB aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, ist die Festlegung eines geeigneten Stress Szenarios methodisch nicht unproblematisch. So zeigt zum Beispiel eine Untersuchung internationaler Bankenkrisen durch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, dass ein starker Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) keine notwendige Bedingung für den Eintritt einer Bankenkrise ist. Auch die Orientierung an historischen Stress-Ereignissen kann irreführend sein. In fast 70 Prozent der Krisen war die tatsächliche BIP-Veränderung nach Eintritt der Krise größer als zuvor mittels statistischer Methoden geschätzt. Werden bei der Prüfung Kapitallücken festgestellt, müssen die Banken diese auffüllen. Ob dies in jedem Fall nur durch private Eigenkapitalgeber möglich sein wird, ist fraglich. Gerade wenn herauskommt, dass ein Institut gefährdet ist, dürfte die Aufnahme von privatem Eigenkapital schwierig werden. Die EZB selbst schließt auch Hilfen der öffentlichen Hand zur Schließung von Kapitallücken nicht aus. Alternativ hierzu können Banken auch den Umfang an Risikoaktiva reduzieren, um so die geforderte harte Kernkapitalquote zu erfüllen. Hiervon wiederum könnten Kreditnehmer als Kunden der Bank betroffen sein. Bereits jetzt gibt es Anzeichen, dass Banken in den Krisenländern des Euro-Raumes sich unter anderem aufgrund der anstehenden Bankenprüfung der EZB bei der Kreditvergabe weiter zurückhalten. In Deutschland, wo der Anteil an »faulen Krediten« im europaweiten Vergleich sehr niedrig ist, scheint eine Kreditklemme derzeit jedoch kein Thema zu sein. Sollte eine Bank beim Stresstest durchfallen, so könnte dies auch für die Sparer wichtig sein. Vor allem wenn die Ersparnisse mehr als 100.000 Euro betragen und diese daher nicht mehr vollständig durch das gesetzliche Einlagensicherungssystem geschützt sind, könnten Sparer ein Motiv haben, ihr Geld abzuziehen. Zumindest in Deutschland sind die 100.000 Euro übersteigenden Einlagen in der Regel jedoch noch durch weitere freiwillige Einlagensicherungssysteme geschützt, so dass der Anreiz für einen Einlagenabzug begrenzt sein mag.