EHEC, SARS und Schweinegrippe. Aus den Krisen nichts gelernt?
- Henning Allmers
- 11.11.2011
- Wie kann die Seuchenbekämpfung in Deutschland verbessert werden? Sollte nicht die Seuchenbekämpfung in einer Hand liegen? 2009 »Schweinegrippe« H1N1-Virus Auch aus heutiger Sicht ist die Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Auftretens der »Schweinegrippe«, verursacht durch den Influenza-A-Virus (H1N1) kritisch zu bewerten, nicht aber die Tatsache, dass die Bundesländer sich damals entschlossen haben, für große Teile der Bevölkerung Impfstoff zu beschaffen. Die Prognose einer Pandemie mit vielen tausend Toten machte es für die Landesregierungen zwingend erforderlich, Präventionsmaßnahmen zu ergreifen. Eine Influenza-Pandemie muss keine Großschadenslage sein. Eine Pandemie ist eine sich schnell weiter verbreitende, ganze Landstriche, Länder und Erdteile erfassende Krankheit. Die Ansteckungsgefahr war bei der »Schweinegrippe«-Pandemie zwar groß, der Krankheitsverlauf dagegen meist mild. Stand 27. Januar 2010: H1N1: 220.917 Infizierte. 199 Menschen verstarben an den Folgen der Schweinegrippe (Letalität = 0,09 Prozent). 2011 EHEC Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes verursachte der Ausbruch von Infektionen mit dem enterohämorrhagischen Escherichia-coli-Bakterium (EHEC) 3842 Erkrankungen, davon 855 (22,3 Prozent) mit Nierenversagen und Nervenstörungen. 51 Erkrankte verstarben (Letalität = 1,4 Prozent). Der Bundesgesundheitsminister äußerte sich im September 2011 zufrieden über die Kooperation der Kliniken über Landesgrenzen hinweg. Auch die schnelle Identifizierung der Erregerquelle innerhalb von drei Wochen könne als Erfolg gewertet werden. Problematisch ist allerdings, dass die Meldung von Erkrankungen in das föderale System der örtlichen und Landes-Gesundheitsämter eingebettet ist. Eine direkte Meldung an das Robert-Koch-Institut, in dem die Infektionsepidemiologie federführend in Deutschland betrieben wird, ist bisher nicht vorgesehen. 2003 SARS Zum Umgang mit dem SARS-Virus, dem Erreger der Vogelgrippe, ist festzustellen, dass nicht von Seiten der zuständigen Stellen im Robert-Koch-Institut oder den Gesundheitsämtern Fehler gemacht wurden, sondern dass durch die dramatische Darstellung der Erkrankungsfälle in den Medien ein Ansturm auf die normale Grippeschutzimpfung zu verzeichnen war und erstmalig eine Rationierung des Impfstoffs erfolgen musste, obwohl diese Impfung gegen das SARS Virus nicht wirksam war. Alle neun SARS-Fälle und 38 Verdachtsfälle in Deutschland waren importiert. Übertragungen der Vogelgrippe auf Kontaktpersonen einschließlich des medizinischen Personals wurden nicht beobachtet. Aus den Erfahrungen mit SARS 2003, der Schweinegrippe 2009 und EHEC 2011 haben die zuständigen Stellen in Deutschland gelernt und ihre Krisenpläne optimieren können. Die Seuchenbekämpfung könnte durch eine Zentralisierung des Meldewesens verbessert werden.