Parkinson, Alzheimer. Welche Rolle spielen die
"Kraftwerke der Zelle" bei diesen Krankheiten
- 12.11.2010
- Die Sehnsucht nach dem Jungbleiben ist alt und – wird wirklicher. Innerhalb von 200 Jahren haben wir unsere Lebenserwartung mehr als verdoppelt. Doch Altern ist noch immer begleitet von physischen und psychischen Einschränkungen; eine Demenzerkrankung ist heute schon die siebthäufigste Todesursache. Gesundes Altern scheint noch fern zu sein. Papageien z.B. können ebenfalls über hundert Jahre alt werden, aber sie bleiben gesund – und fallen dann einfach um. Warum können wir das nicht? Hier kommt unser Energieumsatz ins Spiel und damit sind wir bei den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle. Diese zellulären Einheiten bilden aus den aufgenommenen Nahrungsmitteln mithilfe von Sauerstoff eine Energiewährung, mit der die meisten energieverbrauchenden Prozesse im Körper bezahlt werden. Als Nebenprodukt dieser Aktivität entstehen reaktive Sauerstoffradikale, die in erhöhter Dosis schädigend wirken. Um die Anhäufung von Schäden zu vermeiden, wandern die Mitochondrien durch die Zelle und tauschen sich aus. Wenn ein einzelnes Mitochondrium trotzdem funktionsunfähig wird, wird es aussortiert und recycelt. Nun scheint eines der zentralen Probleme bei neuro-degenerativen Erkrankungen zu sein, dass dieses ausbalancierte System gestört ist. Plaque-Ablagerung in Mitochondrien sowie bestimmte Proteine vermindern die mitochondriale Aktivität. Modifizierte Tau-Proteine, die bei Alzheimer vermehrt die zellulären Autobahnen zerstören, verhindern den Transport von Mitochondrien zu den Stellen hohen Energieverbrauchs. Da der Transport auch Voraussetzung für den Austausch zwischen Mitochondrien ist, können diese sich gegenseitig nicht mehr reparieren. Konsequenz: die Schäden nehmen zu, immer mehr Kraftwerke arbeiten immer schlechter. Wenn die Unterversorgung zu drastisch zunimmt, wird der Zelltod eingeleitet. Dies ist im Prinzip ein gesunder Mechanismus um funktionslose oder degenerierte Zellen, zum Beispiel Krebszellen, zu eliminieren, wird aber dann problematisch, wenn der Zelltod überhand nimmt, und vor allem dort, wo Zellen nicht ersetzbar sind, wie in den Nerven-Zellen oder Herz-Muskel-Zellen. Was ist nun bei Vögeln wie Papageien anders? Sie haben so viele Mitochondrien, dass diese nur bei höchstem Energiebedarf – während des Fluges – voll ausgelastet sind. Ansonsten arbeiten sie mit halber Leistung und – bilden wenig schädliche Radikale! Könnten auch wir uns diesen Luxus leisten ...