Brauchen wir Gefühle und Emotionen in einer rationalen Welt?
- 07.11.2008
- Die gestellte Frage ist in mehrfacher Hinsicht interessant. Ich nehme Sie zum Anlass, auf dire Teilfragen einzugehen, die eng mit ihr verwoben sind und deren Beantwortung den gesamten Kontext hinreichend beleuchten dürfte: - Was leisten menschliche Gefühle und Emotionen in unserer "normalen" Alltagswelt? - Besteht für das, was sie leisten, in einer fiktiven "rationalen Welt" überhaupt noch Bedarf? - Sind küsntliche Systeme denkbar, die auch ohne Gefühle und Emotionen zurechtkommen? Für unser Wohlergehen ist es von großer Bedeutung, dass wir inder Lage sind, interne und externe Veränderungen sehr schnell wahrzunehmen und in ihrer Bedeutung für uns zu erkennen. Je nachdem wie wir diese bewerten (ob eher positiv oder negativ), sollten wir unmittelbar angemessen reagieren können (in einer Gefahr durch Flüchten oder Standhalten). Und genau das leisten Emotionen: Sie geben uns schnelle Orientierung darüber, inwiefern andere Menschen, Ereignisse, Situationen für uns von Bedeutung sind, sie versetzen uns -auch physiologisch- in Handlungsbereitschaften und geben als subjektiv erlebte Gefühle zugleich Auskunft darüber, wie es gerade um uns steht und welche Möglichkeiten wir haben. Darüber hinaus signalisieren sie unseren Sozialpartnern in Mimik, Gestik und Tonfall unsere Befindlichkeit und unserer Handlungstendenzen. Im Unterschied zu den Affektprogrammen, die auch bei Tieren anzutreffen sind, zeichnen sich die feinkörnigen menschlichen Emotionen dadurch aus, dass sie in hohem Maße das Zusammenleben in sozialen Gemeinschaften begleiten und fördern. Bräuchten wir in einer "rationalen Welt" Gefühle? Im strikten Sinne gibt es keine rationale Welten, und es kann sie nicht geben. Kein Naturverlauf folgt Rationalitätsstandards. Es wir immer Veränderungen der Art geben, wie sie für unserer Welt typisch sind, und solange es Menschen gibt, wied es soziale Kontexte geben. Für ein angemessenes Handeln in diesen Kontexten sind Emotionen unverzichtbar. Verstehen wir unter einer "rationalen Welt" lediglich, dass es bei menschlichen Entschiedungsprozessen nur auf rationale Standards ankommen soll, dann würde sich zeigen, dass wir ohne Emotionalität weniger effektiv sind: Abwägungsprozesse drehten sich im Kreis, schnelle Entscheidungen kämen kaum zustande. Könnte es künstliche autonome Syste geben, die keine Emotionen und Gefühle benötigen? Auch diese müssten über eine Architektur verfügen, die ihnen emontionsanaloge Leistungen wie schnelles Bewerten von neuartigen Situationen und das Auswählen adäquater Verhaltensweisen erlaubt. Es mag nicht zwingend, sein, dass bewusste Gefühle mit diesen Reaktionen einhergehen, die eigene Befindlichkeit mag auch adners repräsentiert werden können. ABer bei uns sind es gerade die Gefühle, die wesentlich das ausmachen, was uns las Person charakterisiert und unser Leben lebenswert macht.