Abwehrkräfte – Wieso kommt der Körper ohne eine Impfung so schlecht mit Corona zurecht?
- 22.11.2022
- Mit dem Auftauchen von SARS-CoV2, dem »Coronavirus«, begann 2019 eine Pandemie, die keiner von uns je so erwartet hätte. SARS war erstmals 2002 auf dem Radar der Virologen und der WHO, als in Japan eine Epidemie mit 8000 infizierten Personen und schließlich 800 Toten drohte. Was 2003 schnell vorbei war, entwickelte sich 2020 umso dramatischer. Wer hätte jemals gedacht, dass deutsche Autobahnen oder die Innenstädte so leergefegt sein würden? Warum die Panik? Im Gegensatz zu Viren wie Influenza, die unser Körper schon kennt, war SARS-CoV2 für unseren Körper neu, sodass die Gefahr einer ungebremsten Ausbreitung mit vielen Kranken und Toten bestand – und damit die Lähmung des öffentlichen Lebens (Krankenhäuser, Polizei, Stromversorgung etc.). Heute weiß man, dass das Coronavirus SARS-CoV2 über die Atemluft (Aerosole) übertragen wird, die Atemwege und schließlich alle Zelloberflächen angreift und auch das Nervensystem beeinträchtigen kann – man kann plötzlich nicht mehr riechen. 6,5 Millionen Menschen sind bis heute weltweit an SARS-CoV2 verstorben. Impfungen sind Training für die Zellen: Hier beginnt aber 2021 auch eine unglaubliche Erfolgsgeschichte mit der Entwicklung eines neuartigen mRNA-Impfstoffs, der im selben Jahr zur Verfügung stand. Durch diese Impfung wurden unsere Zellen trainiert, die Oberfläche des Coronavirus – sein Spikeprotein – zu erkennen. Warum ist eine Impfung gegen Viren wie das Coronavirus so hilfreich für den Körper? Jeder Organismus muss permanent zwischen sich selbst und der Umgebung unterscheiden. Diese Unterscheidung ist wesentlich für das Überleben – eigene Zellen sollen erhalten bleiben, während fremde oder infizierte Zellen getötet werden sollen. Wir wollen sie abwehren. Unser Immunsystem lernt im Laufe des Lebens viele Bakterien und Viren kennen und schärft darüber seine Abwehrwaffen, um sie schnell zu bekämpfen. Bei einer viralen Infektion dringt ein Virus in eine Zelle ein, vermehrt sich, programmiert die Zellen um, wird wieder freigesetzt und infiziert neue Zellen. So sterben wichtige Zellen des eigentlich gesunden Körpers ab. Das soll unser Immunsystem verhindern! Damit Immunzellen Viren im Blut neutralisieren können, müssen sie die Zellen erkennen, die von einem Virus infiziert wurden, um nicht selbst die gesunden Zellen anzugreifen Auch das Immunsystem lernt nie aus: Die beiden wesentlichen Zelltypen des Immunsystem im Blut sind die T-Zellen, die die Oberflächen von Zellen scannen, und die B-Zellen, die Antikörper herstellen. Beide sprechen miteinander. In unserem Körper werden alle Immunzellen so trainiert, dass sie die eigenen Zellen als ungefährlich wahrnehmen. Viren sind hingegen fremd. Sobald ein unbekanntes Virus auftaucht, beginnt ein Wettlauf: Wie schnell stellt das Immunsystem sich auf das Virus ein? Wie lange dauert es, um sich auf den neuen Eindringling zu trainieren und die Waffen zu optimieren? Das ist je nach Disposition sehr unterschiedlich lang. Eine Impfung mit einem optimierten Impfstoff gibt dem Körper hierbei jedoch in jedem Fall einen enormen Vorteil. Denn der Organismus lernt durch eine Impfung entweder das ganze Virus (als Totimpfstoff) oder einen Teil des Virus (als Protein- oder mRNA Impfstoff) kennen, ohne eine Infektion zu durchlaufen. Dazu muss – je nach Impfstoff – mehrfach geimpft werden, damit die Immunzellen ihre Waffen verbessern. Bei einer Infektion können sie dann das Virus entweder sofort neutralisieren, oder die Ausbreitung abschwächen, so dass der Krankheitsverlauf viel milder verläuft. Um auf die Frage zurückzukommen: Ohne Impfung geht der Körper ohne Rüstung in den Kampf gegen das Coronavirus, und kann dabei verlieren – besonders, wenn er geschwächt ist.