Flow. Kurz mal Urlaub vom Ich?
- 16.11.2018
- Flow stammt aus der psychologischen Glücksforschung von Mihaly Cskikszentmihalyi und bezeichnet jene Zustände, in denen wir vollständig im Handeln aufgehen und uns selbst vergessen. Diese Art Trancegefühl kann in allen Lebensbereichen auftreten. Beispiele aus dem Sport sind unter anderem das leichte und beflügelnde Gefühl beim Laufen, Tanzen oder Mannschaftssportarten, wo man die Zeit und die Anstrengung um sich herum vergisst. Um einen Flow zu erreichen, sind drei Aspekte zentral. Erstens benötigen wir zum Erreichen eines FlowZustandes eine Herausforderung, die wir gerade noch bewältigen können. Den sogenannten FlowTunnel erreichen wir am ehesten, wenn wir uns einer Herausforderung stellen, die wir mit einer subjektiv hoch empfundenen Leistung bewältigen können. Die Herausforderung darf keine Überforderung und somit Angst verursachen, aber umgekehrt uns auch nicht unterfordern und langweilig sein. Wir benötigen also eine optimale Balance zwischen anspruchsvoller Herausforderung und körperlicher beziehungsweise geistiger Leistungsfähigkeit. Schaffen wir es, diesen Bereich zu erreichen, werden wir mit einer völligen Begeisterung und Glücksgefühlen belohnt. Zweitens ist für das Erreichen des FlowZustandes enorm wichtig, das die Aktivität beziehungsweise Herausforderung um ihrer selbst willen ausgeübt wird. Im Vordergrund sollte allein das Bedürfnis nach Bewältigung der selbst gesteckten optimalen Herausforderungsgrenze stehen. Die dritte notwendige Bedingung für den FlowEffekt ist eine starke Konzentration auf die Tätigkeit und damit auf das Hier und Jetzt. Innere und äußere Störfaktoren sollten gänzlich ausgeblendet werden, ähnlich wie beim Meditieren. Anders ausgedrückt geht es also um eine völlige Achtsamkeit. Beim Flow fühlt man sich, trotz einer relativ hohen Herausforderung optimal beansprucht, der Handlungsablauf wird als fließend und glatt erlebt, man muss sich nicht mehr willentlich konzentrieren, vielmehr kommt die Konzentration wie von selbst, man vergisst die Zeit und sein meist viel zu viel grübelndes Ich und geht gänzlich in der eigenen Aktivität auf. Die automatisch ablaufende Handlung und der daraus resultierende Erfolg bringen uns mithilfe von Glückshormonen ein enormes Glücksgefühl und Energie. Sicherlich bergen intensiv erlebte FlowErfahrungen das Potenzial zur Sucht. Denken Sie beispielsweise an den Extremsportler, der immer wieder den besonderen „Kick“ sucht und sich selbst dabei in lebensbedrohliche Gefahr bringen kann. Für die meisten Menschen ermöglicht der Flow ein unbedenkliches gutes Körpergefühl, gesteigertes Kontrollempfinden und Glücksgefühle, indem wir für eine kurze Zeit einen Urlaub vom Ich vornehmen können. Für einige ist es hilfreich, eine übermäßige Fokussierung auf sich selbst und somit das eventuell übermäßig denkende und wertende Ich zu reduzieren. In der Konsequenz dient Flow als Energiequelle. Denken ist zwar elementar und unverzichtbar für unser Ich. Allerdings sind wir in unserer schnelllebigen Gesellschaft an einen Punkt angelangt, bei dem wir mit übermäßigen Anforderungen an uns überflutet werden. Die Suche nach dem Flow und damit ein Urlaub vom übermäßig denkenden Ich scheint daher für nicht wenige ein hilfreicher Weg zu sein, um (wieder) Energie schöpfen und Glücksgefühle erfahren zu können.