Der Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens zwischen 1933 und 1938
Projektstatus: abgeschlossen
Drittmittelprojekt uri icon

Projektleitung

Beschreibung

  • Der Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV) wurde 1883 in Berlin zur Abwehr des wachsenden Antisemitismus gegründet. Mit zahlreichen politischen, juristischen und publizistischen Aktivitäten wollten die Vereinsmitglieder die antisemitischen Vorurteile gegenüber der jüdischen Bevölkerung überwinden und die volle Gleichberechtigung der deutschen Juden herbeiführen. Der Verein beriet Juden in Rechtsschutzfragen, vertrat sie in Prozessen und klärte sie über den Antisemitismus auf. Die Vereinsmitglieder verband das Bewusstsein, mit ihrer Arbeit einen geschichtlichen Auftrag zu erfüllen, sowie die tiefe Überzeugung von der Möglichkeit einer deutsch-jüdischen Identität und einer Synthese von ‚Deutschtum‘ und ‚Judentum‘. Der CV entwickelte sich schnell zur größten jüdischen Organisation in Deutschland: 1929 hatte der Verein bereits mehr als 60.000 Mitglieder und war die Dachorganisation für insgesamt 31 Landesverbände mit ca. 500 Ortsgruppen. Trotz der ständig wachsenden Mitgliederzahlen war der CV innerjüdisch keineswegs unumstritten: Zum einen musste sich der Verein, dessen Mitglieder sich überwiegend dem liberalen Judentum zurechneten oder sich als säkulare, nicht-religiöse Juden definierten, mit der jüdischen Orthodoxie auseinander setzen. Zum anderen erwuchs dem CV mit dem in Deutschland erstarkenden Zionismus eine ernsthafte Konkurrenz, die dem Verein "Assimilantentum" und "deutschen Patriotismus" vorwarf. Die ‚Machtübernahme‘ der Nationalsozialisten im Jahr 1933 bedeutete für den CV einen gravierenden Einschnitt. Schnell wurde deutlich, dass eine Erfüllung der Vereinsziele in immer weitere Ferne rückte; stattdessen nahmen die Ausgrenzungen, Einschüchterungen und auch Gewalttaten gegen die Juden in Deutschland neue, radikale Formen an, die gerade bei vielen CV-Anhängern zu tiefen Identitäts-, Loyalitäts- und politischen Sinnkrisen führten. 1936 musste sich der Verein in Jüdischer Central-Verein umbenennen; zwei Jahre später, am 10. November 1938, also einen Tag nach den von den Nationalsozialisten zynisch als ,Reichskristallnacht‘ bezeichnetem koordinierten Gewaltaktionen gegen Juden und ihre 3 Einrichtungen in Deutschland, wurde der Verein verboten. Wie aber agierte der CV in diesen schwierigen fünfeinhalb Jahren? Was riet er seinen Mitgliedern, die um Rat und Hilfe nachsuchten? Welche Standpunkte nahm er in aktuellen Rechtsfragen ein, grundsätzlich wie auch in Einzelfällen? Hielt der CV am Ziel der Assimilation fest, oder modifizierte er angesichts der nationalsozialistischen Ausgrenzungspolitik seine Agenda?

Projektlaufzeit

  • 01.07.2014 - 29.02.2016

Organisationseinheit

Finanzierung durch

Bewilligungssumme

  • 21.038,00 €
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